Mitte Mai wurde Nivelle von Pétain als Oberkommandierender abgelöst. Pétain setzte auf eine defensive Kriegführung und griff gegen die Meuterei hart durch. Zugleich reagierte die französische Regierung mit zahlreichen Verhaftungen auf die pazifistische und sozialistische Agitation innerhalb und außerhalb der Armee. Auch die anhaltenden Versuche der Engländer, den unter extrem hohen Opfern geführten Grabenkampf zu durchbrechen, scheiterten bei ihren Offensiven im Artois (28. April bis 20. Mai) sowie bei ihren Durchbruchsversuchen in Flandern (27. Mai bis 3. Dezember), die auf den deutschen U-Boot-Stützpunkt Zeebrugge zielten. Die "Technisierung des Krieges" setzte sich mit dem Einsatz von gepanzerten Fahrzeugen zur Durchbrechung der gegnerischen Stellungen fort: Als die Engländer in der Schlacht von Cambrai (20. November) erstmals ihre Tanks einsetzten, lösten sie damit bei den deutschen Fronttruppen zunächst einen Schock aus. Auf den Einsatz der Tanks reagierte die deutsche Heeresführung mit einer elastischeren Kriegführung und der taktischen Aufgabe von vorgeschobenen Stellungen. Während der Krieg im Westen 1917 als verbissener und opferreicher Grabenkampf geführt wurde, wirkte sich die russische Februarrevolution immer lähmender auf den Kriegsverlauf aus. Nachdem russische Druchbruchsversuche unter Brussilow nach anfänglichen Erfolgen gescheitert waren, gingen die Mittelmächte seit dem 19. Juli in Ostgalizien zur Gegenoffensive über. Fast ganz Galizien und die Bukowina wurden zurückerobert. Am 3. September fiel Riga in deutsche Hand, und im Oktober nahmen deutsche Verbände die Inseln Ösel und Dagö vor der liv- und estländischen Küste ein. Da die russische Armee kaum noch handlungsfähig war, schlug Leo D. Trotzki als Volkskommissar des Äußeren nach der Oktoberrevolution allen kriegführenden Staaten eine Friedenskonferenz vor. Während die Entente-Staaten, die sich im Vertrag zu London vom September 1914 verpflichtet hatten, keinen Separatfrieden zu schließen, Waffenstillstandsverhandlunge
n ablehnten, erklärten sich die Mittelmächte zu entsprechenden Verhandlungen bereit. Am 15. Dezember wurde ein Waffenstillstand zwischen Deutschland und Rußland abgeschlossen, und am 22. Dezember begannen zwischen beiden Ländern die Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk. Erfolgreich für die Mittelmächte verlief das Kriegsjahr 1917 im Süden. Nachdem den Italienern dort in der 10. und 11. Isonzoschlacht (Mai bis September) leichte Geländegewinne gelangen, konnten die Mittelmächte Ende Oktober am oberen Isonzo den Durchbruch zur Piave erzwingen, wo sie auf englische und französische Hilfstruppen stießen. Rund 275.000 Italiener gerieten in Gefangenschaft. Massendesertionen offenbarten die Kriegsmüdigkeit des italienischen Heeres. Der Kriegsverlauf 1918 Schon als der mit aktiver Unterstützung der OHL aus seinem Schweizer Exil nach Rußland zurückgekehrte Wladimir I. Lenin im Zuge der siegreichen Oktoberrevolution die Diktatur der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte verkündete, war das Ausscheiden Rußlands aus der Entente absehbar. Um das System der Räte (russisch: Sowjets) durchzusetzen und gegenrevolutionäre Kräfte niederzuwerfen, akzeptierte Lenin schließlich die Unterzeichnung des von der OHL mit diktatorischer Härte durchgesetzten Friedensvertrags von Brest-Litowsk. Mit dem am 3. März unterzeichneten Vertrag anerkannte Rußland zwar die Unabhängigkeit von Finnland, Estland, Livland, Kurland, Litauen, Polen, von der Ukraine, Georgien sowie verschiedener kaukasischer Gebiete, doch um die Ausbreitung bolschewistischer Strömungen in diesen nun selbständigen Ländern zu verhindern, mußte die OHL vor allem in Finnland, im Baltikum und in der Ukraine Truppen zur Niederwerfung bolschewistischer Revolutionsversuche einsetzen. So konnten trotz des Friedensvertrags mit Rußland die deutschen Truppen in Frankreich nicht nennenswert verstärkt werden. Nach der Zusammenfassung aller verfügbaren Kräfte für den Entscheidungskampf im Westen verfügten die 200 deutschen Divisionen in Frankreich über 3,5 Millionen Soldaten und waren damit der französisch-englischen Streitmacht numerisch nahezu ebenbürtig. Um die militärische Entscheidung noch vor dem Eintreffen der amerikanischen Truppen zu erzwingen, begann am 21. März mit massiver Artillerie- und Fliegerunterstützung die deutsche Großoffensive in der Picardie mit mehr als 70 Divisionen auf einer Breite von 70 Kilometern. Ziel der Offensive war die Trennung der englischen Truppen von ihren französischen Verbündeten und deren Zurückdrängung bis an den Kanal. Nach erfolgreichen Durchbrüchen von 60 Kilometern Tiefe waren zwei der drei deutschen Armeen nach einer Woche so erschöpft, daß sie trotz der Gefangennahme von 90.000 Engländern die Schließung der gegnerischen Front nicht verhindern konnten. Auf deutscher Seite fehlten nicht nur frische Reservetruppen, sondern nun machten sich die mangelhafte Motorisierung der deutschen Artillerie sowie das Fehlen einer schlagkräftigen Panzerwaffe äußerst nachteilig bemerkbar. Auch die zweite deutsche Offensive südlich von Ypern (9. bis 29. April) brachte einen großen Geländegewinn und die Erstürmung des Kemmelbergs. Doch wiederum konnte der anfängliche Erfolg wegen fehlender Reserven nicht operativ genutzt werden. In der dritten Offensive zwischen Soissons und Reims (27. Mai bis 3. Juni) wurde der Chemin des Dames gestürmt. Die deutschen Truppen konnten über die Aisne bis an die Marne vordringen, bevor den Franzosen die Stabilisierung ihrer Front gelang. Während die vierte deutsche Offensive zwischen Montdidier und Noyon (9. bis 14. Juni) noch einen Geländegewinn und eine große Beute an gegnerischen Geschützen brachte, brach die fünfte Offensive an der Marne und in der Champagne (15. bis 17. Juli) schon kurz nach ihren äußerst geringen Anfangserfolgen zusammen. Am 18. Juli begann die alliierte Gegenoffensive unter General Ferdinand Foch, der angesichts der Erfolge der ersten deutschen Offensive in der Picardie zum Oberbefehlshaber aller alliierten Truppen in Frankreich und Belgien ernannt worden war. Die alliierte Gegenoffensive (18. Juli bis 3. August) zwischen Reims und Soissons wurde infolge des Eintreffens der Amerikaner mit deutlichem Übergewicht an Truppen und Material gegen einen erschöpften Gegner geführt, dem nur noch der Rückzug blieb. Das Ende kam mit der Schlacht bei Amiens (8. bis 11. August). Hier setzten die Alliierten 450 Tanks ein, mit denen ihnen am 8. August ein so tiefer Durchbruch gelang, daß Ludendorff vom "schwarzen Tag des deutschen Heeres" sprach. Die deutsche Widerstandskraft war gebrochen. Unter pausenlosen Angriffen der Alliierten wurden die deutschen Truppen Anfang September in ihre Ausgangsstellungen zurückverlegt. Ohne über eigene Tanks zu verfügen, war an eine weitere deutsche Offensive nicht zu denken. Gewinnen konnten die Mittelmächte den Krieg nicht mehr. Aber sie hielten ihre Stellungen bis November gegen einen immer stärker werdenden Gegner. Nur das flandrische Küstengebiet fiel Mitte Oktober an die Engländer. Am 11. November fand die Unterzeichnung des Waffenstillstands statt. Noch am selben Tag schwiegen die Waffen. Der blutige Krieg hatte über zehn Millionen Menschenleben gefordert und unendliches Leid erzeugt.
